Freireligiöses Flammen-Symbol
          (Freireligiöse Gemeinde Heidelberg)

 

   FREIRELIGIÖSE  GEMEINDE  HEIDELBERG  K. d. ö. R.  

 

 „Nicht der Weg der Gewalt ist es, den ihr betreten sollt,
es ist der Weg der Aufklärung, der unserer Meinung 
Bahn brechen und der Freiheit eine Gasse machen wird!“

Robert Blum am 30. Juli 1848
auf dem Heidelberger Schloss

Heidelberger Schloss
Heidelberger Schloss





Termine

Freireligiöse Landesgemeinde Baden, K. d. ö. R.


Impressum
Freireligiöse Gemeinde Heidelberg,
K. d. ö. R.
Vorsitzende:
Ursula Wittmann
Handschuhsheimer Landstr. 79
69121 Heidelberg
Tel.:  06221 / 471501
E-Mail:



Datenschutz
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Die Freireligiöse Gemeinde Heidelberg, Körperschaft des öffentlichen Rechts, ist eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Ihre Gründung erfolgte am 28. Juni 1845 als Deutschkatholische Gemeinde Heidelberg. Erster Vorsitzender wurde der Burschenschafter, Rechtsanwalt Dr. Johann Lorenz Küchler (1808-1859). Der erste deutschkatholische Gottesdienst fand in Heidelberg am 28. August 1845 statt. Durch Erlass des Großherzoglichen Badischen Staatsministeriums vom 19. Mai 1848 erhielt die Gemeinde die Befugnis zur Abhaltung öffentlichen Gottesdienstes und die staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft.

Am 21. Mai 1846 wählte die Deutschkatholische Gemeinde Heidelberg den Burschenschafter und erst im April 1846 aus der Römisch-Katholischen Kirche ausgetretenen Pfarrer der Pfarrei Heidelberg-Rohrbach, Dr. theol. Joseph Dominik Carl Brugger (1796-1865), zu ihrem ersten Prediger. Am 9. Juli 1846 wurde er durch Prediger Wilhelm Hieronymi aus Darmstadt in sein Amt eingeführt, das er bis zu seinem Tode innehatte. 1848 begründete Wißmeister („Doctor“) Brugger den „Verein zur Beförderung der deutschen Reinsprache“. Der Gründungsaufruf vom 16. Mai 1848 wurde vom Großteil des Lehrkörpers der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg unterstützt. Die erste Hauptversammlung fand am 21. August 1848 statt. Rund 2500 Mitglieder konnten bis zur Vereinsauflösung mit dem Tode des Predigers für die Förderung der deutschen Reinsprache durch Wort und Schrift, indem man deutsche Wörter statt der fremden, wo möglich, gebraucht, in 72 Bezirken Deutschlands gewonnen werden.  

Dr. Bruggers Nachfolger im Predigeramt waren Carl Scholl (1865-1868, 1875-1880), Georg Schneider (1885-1910), Rieber (1910-1911), Dr. Max Maurenbrecher (1911-1916), Dr. Karl Weiß (1912-1944), Dr. Georg Pick (1919-1920), Georg Elling (1933-1934), Dr. h. c. Erich Schramm (1945-1951), Dr. Siegfried Hardung (1951-1955), Dr. Heinz Schlötermann (1952-1973), Werner Schulz (1958), Dr. Eckhart Pilick (1973-1986) und Thomas Lasi (seit 1986).

Die Deutschkatholische Gemeinde Heidelberg (etwa 200 Mitglieder) war Mitglied der am 23. März 1845 in Leipzig gegründeten Deutschkatholischen Kirche (rund 60000 Mitglieder) und als Freireligiöse Gemeinde Heidelberg Mitglied des am 17. Juni 1859 in Gotha gegründeten Bundes freier religiöser Gemeinden (etwa 70000 Mitglieder 1959). Am 7. Juli 1918 schloss sich die Freireligiöse Gemeinde Heidelberg als Gründungsmitglied der Freireligiösen Landesgemeinde Baden (rund 3600 Mitglieder 1967) an, die am 30. August 1919 von der badischen Landesregierung als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt worden ist. Von 1921 bis 1933 war sie Mitglied des Verbandes der freireligiösen Gemeinden Deutschlands (etwa 15000 Mitglieder). Am 28. Februar 1927 hatte die Freireligiöse Gemeinde Heidelberg 306 Mitglieder. 1933 trat sie für kurze Zeit der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung e. V. (rund 65000 Mitglieder) unter Prof. Dr. Jakob Wilhelm Hauer (1881-1962) bei. Am 30. September 1945 konnte die auf etwa 60 Mitglieder geschrumpfte Gemeinde ihre Jahrhundertfeier mit Prediger Erich Schramm als Festredner in der überfüllten Alt-Katholischen Kirche in Heidelberg durchführen, und zwar unter dem Leitsatz der „Religion des Friedens und der Humanität“.

Die Heidelberger Gemeinde nennt sich freireligiös, um schon im Namen – frei in der Religion – den Willen kundzutun, das Religiöse frei von allen dogmatischen Bindungen zu lehren und zu leben. Sie stellt sich die Aufgabe, ihre Mitglieder zu dauernder religiöser Gemeinschaft zu verbinden, um bei ihnen das dem Menschen eigene religiöse Bewusstsein zu klären, zu vertiefen und sittlich fruchtbar zu machen. Die Heidelberger Freireligiösen verstehen unter Religion den Glauben an eine der Welt innewohnende, in ihr sich auswirkende geistige Kraft und damit an einen Sinn und Zweck des Daseins. Diese Kraft nennen sie Gott (neutrum plural) oder Gott-Natur. Den Begriff, das Bild und die Vorstellung überlassen sie dem persönlichen Bedürfnis, Denken und Empfinden der einzelnen Mitglieder. In Anwendung auf das Leben ist freie Religion das Streben, das Göttliche im Menschen zu entfalten, damit er sich so zur freien sittlichen Persönlichkeit heranbilde. Die Heidelberger Freireligiösen wollen die freie Religion nicht nur lehren, sondern leben, sie in sittliche Tat umsetzen.

Die freireligiösen Feiern im Jahreslauf sind die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche (der Frühlingsanfang am 20. März), die Sommersonnenwende (der Sommeranfang am 21. Juni), die Herbst-Tagundnachtgleiche (der Herbstanfang am 23. September) und die Wintersonnenwende (der Winteranfang am 21. Dezember). Im Lebenslauf finden die Lebensweihe (Namensgebungsfeier), Jugendweihe (Jugendfeier), Eheweihe (Hochzeitsfeier) und die Trauerfeier (Verabschiedung) statt.

Aktuell wird die Freireligiöse Gemeinde Heidelberg, K. d. ö. R., seit der Gemeindeversammlung am 11. März 2018 von der Gemeinde(rats)vorsitzenden Ursula Wittmann (seit 2005) und dem stellvertretenden Gemeinde(rats)vorsitzenden Prof. Dr. Mathias Weifert geleitet. Zuständiger Landesprediger ist Thomas Lasi. Sie ist Mitglied des Freireligiösen Wohlfahrtsverbandes Baden e. V., Mannheim, und der Freireligiösen Landesgemeinde Baden, K. d. ö. R., Mannheim, über diese im Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD), K. d. ö. R., Vereinigung Freier Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, Hannover (Geschäftsstelle: Ludwigshafen), und über diesen wiederum im Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e. V. (DFW), Berlin, in der International Association for Religious Freedom (IARF) und der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU), London, UK.



Schrifttum

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Ansichten über Welt und Zeit, Heidelberg 1859.
 
Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Aus dem Frühlinge meines Lebens. Gedichte, Heidelberg 1854.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Das Christenthum im Geiste des neunzehnten Jahrhunderts. Vorträgen und Gebeten, gehalten in den deutsch-katholischen Gemeinden Heidelberg, Mannheim, Frankfurt, Worms, Konstanz, Stockach und Hülfingen. Eine Gabe für Deutsch Katholiken und ihre Freunde, Heidelberg 1847.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Das Urbild der deutschen Reinsprache. Aus der Geschichte, dem Wesen und dem Geiste unserer Sprache dargestellt; nebst einem Fremdwörterbuche, Heidelberg 1847.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Der Deutschkatholicismus in seiner Entwickelung. Dargestellt in der Geschichte der deutschkatholischen Gemeinde zu Heidelberg; nach urkundlichen Quellen und mit amtlichen Schriftstücken. 2 Bände, Heidelberg 1862.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Fremdwörterbuch für das deutsche Volk. Mit 14000 Fremdwörtern, Heidelberg 1855.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Geist, Seele, Stoff. Heidelberg 1863.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Geschichte der Gründung und Entwickelung des Vereins der deutschen Reinsprache, Heidelberg 1862.

Dr. Joseph Dominik Carl Brugger: Lebensbeschreibung des Dr. Brugger, deutschkatholischen Geistlichen der Gemeinde Heidelberg, Heidelberg 1850.

Die deutsche Eiche. Erste Zeitschrift zur Förderung deutschen Sinnes, deutscher Gesittung und deutscher Reinsprache, 1850-1851.

Die Freireligiöse Bewegung – Wesen und Auftrag. Als Gemeinschaftsarbeit herausgegeben vom Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands – Freie Religionsgemeinschaft, Körperschaft des öffentlichen Rechts, 1859-1959, Mainz 1959.

Freie Religion: zur Befreiung und Vertiefung religiöser Kultur, 1922-1941; Freie Religion. Monatsschrift für religiöse Selbstbestimmung, 1962-1991.

Lothar Geis: Humanistisch oder freireligiös? In: Wege ohne Dogma, 25. Jg. 2016, S. 154-159.

Peter Koppenhöfer: „Den Gatten zum Bruder, die Gattin zur Schwester des Geliebten machen.“ Der Anwalt Hans Lorenz Küchler und seine erste Frau, die Schriftstellerin Marie Luise Vogt. In: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 16, 2012, S. 201-227.

Hans Lorenz Küchler. Ein Lebensbild aus der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. In: Album von Combe-Varin. Zur Erinnerung an Theodore Parker und Hans Lorenz Küchler, Zürich 1861, S. 111-200.

Thomas Lasi: Das ABC der Freien Religion. Ein kleines Lexikon für Freireligiöse und Nichtfreireligiöse zur ersten Orientierung, Mannheim 2002.

Lichtstrahlen der Freien Religion. Monatsschrift für Gemütsbildung und Geistesfreiheit, 1924-1934.

Licht und Weg. Blätter für freie Religion, 1949-1956.

Mitteilungsblatt der Freireligiösen Landesgemeinde Baden, 1936 ff.

Heinz Schlötermann: Der Jahreskreis, Mannheim 1964.

Heinz Schlötermann: Grundfragen freireligiöser Ethik, Mannheim 1978.

Dr. Heinz Schlötermann: Religionen der Völker. (Lehrbuch für den freireligiösen Religionsunterricht, II. Teil: Mittel- und Oberstufe), Mannheim 1954.

Erich Schramm: Goethes religiöse Deutung der Musik, Mannheim 1950.

Wege ohne Dogma. Gemeinschaftsausgabe „Der Humanist“ und „Freie Religion“, 1992 ff.
 
Prof. Dr. Mathias Weifert: Reformkatholizismus und Pantheismus vor 1844/1845. In: Wege ohne Dogma, 26. Jg. 2017, S. 150-154.

PD Dr. Mathias Weifert: Schon 1831 wurde die Gründung einer deutschkatholischen Kirche gefordert. In: Wege ohne Dogma, 24. Jg. 2015, S. 236-240.

Dr. Karl Weiß: 125 Jahre Kampf um freie Religion. Dargestellt an der geschichtlichen Entwicklung der Freireligiösen Landesgemeinde Baden. Bearbeitet und bis in die Gegenwart fortgeführt von Dr. Lilo Schlötermann, Mannheim 1970.
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Verfasst zur Sommersonnenwende am 21. Juni 2018 von Prof. Dr. phil. habil. Mathias Weifert.


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